©Tatjana Zanot |
Hallo Tatjana,
danke, das du dir die Zeit für dieses Interview nimmst. 😊
Ich fange mal direkt an und hoffe, dass das ok für dich ist.
Wie bist du zum Schreiben gekommen?
Ich würde gerne behaupten, dass ich schon immer mit meiner ausgeprägten Fantasie herausstach, aber ich war wohl schlicht wie viele andere Kinder auch :D Der Unterschied ist wohl, dass ich an meiner Vorstellungskraft
festgehalten habe. Mein älterer Bruder hat früher schon Texte geschrieben und an einem Roman gearbeitet, ich fand das immer cool. Als ich langsam in ein Alter kam, in dem ich meine Vorstellungskraft nicht mehr im Spielen anwenden konnte (man wird ja auch Gott sei Dank älter :D ) habe ich mir meinen Bruder zum Vorbild genommen und angefangen, meine eigenen Geschichten zu schreiben.
Wann hast du dein erstes Buch geschrieben?
Mit 14/15 etwa. „Wie Scherben aus Glas“ war super tragisch und gleichermaßen unreif, aber es hat mir gezeigt, dass ich viel mehr Spaß an längeren Projekten habe, als zum Beispiel an Kurzgeschichten.
Wie kam es zu der ersten Veröffentlichung und wie hast du dich davor gefühlt? Hattest du Angst davor oder warst du nervös?
Meine erste Veröffentlichung war „Goldkinder – Ein Herz aus Chrom“ in einer Version, die so heute gar nicht mehr existiert. Das war 2014 und ich war da 21 Jahre alt.
Wie es dazu kam? Ich habe davor schon viele Jahre geschrieben und mit meiner damaligen Hexen-Reihe auch versucht, einen Verlag zu finden, was aber (Gott sei Dank) scheiterte. Als die Goldkinder in mein Leben traten (das klingt schön poetisch, nicht wahr?) hat es sich einfach wie der nächste, mögliche Schritt angefühlt. Mir war klar, dass ich als No-Name-Autorin keine Chance hatte, bei einem Verlag zu landen, erst recht nicht mit einem Nischenroman wie meine Goldkinder. Das Self-Publishing war für mich damals der beste Weg in die Buchwelt, auch wenn ich bei der ersten Veröffentlichung so ziemlich alles falsch gemacht habe, was man falsch machen konnte.
Wie hat dein Umfeld auf dein erstes Buch reagiert?
Puh, auch da war es eher wie der nächste Schritt, der gegangen werden muss. Meine Familie und Freunde waren sehr stolz; ein Kumpel von mir prahlt heute noch damit, die eBook Version meines ersten Buches gekauft zu haben. Gelesen hat er es aber nie :D
Hast du einen bestimmten Ort, an dem du schreibst oder sonstige Rituale, die du befolgst?
Mein Laptop muss aufgeladen sein. Ich hasse es, an einem Tag anzufangen zu schreiben, wenn das Ladekabel noch dran hängt. Wenn ich meinen Laptop zwischendurch laden muss, ist das aber egal :D (Das ist wohl eher eine Macke als ein Ritual, oder?)
Ich finde es sympathisch. 😊 Woher kommen all deine Ideen, aus denen dann deine Bücher entstehen?
Von überall und nirgendwo. Manches kommt aus dem realen Leben, manches aus Träumen, und anderes aus dem Gedanken heraus „Okay, DAS wäre ziemlich cool, wenn das passieren würde!“ Manchmal sind es nur Gedankenspielereien, die von A nach X führten.
Baust du deine eigenen Sehnsüchte und Wünsche in deine Werke ein?
Wenn es passt – auf jeden Fall! Aber genauso Hoffnungen, Ängste, Träume … Vieles findet sich wohl in meinen Büchern wieder.
Wie bist du auf die Idee zu Goldkinder gekommen?
Die Entstehungsgeschichte der „Goldkinder“ ist unfassbar kompliziert und lang :D Kurz gesagt: Ich habe etwas Schlimmes erlebt und habe das für mich Sinnvollste daraus gemacht: Eine Geschichte. Das war die Urversion, die ich so niemals hätte veröffentlichen können. Es war viel zu persönlich, viel zu sehr „mein Leben“, also legte ich die Geschichte ad acta. Allerdings fehlten mir die Charaktere; vor allem die Nebencharaktere. So kam es, dass ich mich hinsetzte und aus der realeren Story eine sehr fiktive Buchreihe gestaltete, mit allen mir lieb gewonnen Charakteren.
Magst du uns die Reihe kurz vorstellen?
Ich bin in so etwas ja richtig schlecht, aber ich versuche es einfach mal:
Jeder kennt sie. An jeder Schule laufen sie durch die Flure und signalisieren, dass ihnen die Welt gehört – Die Beliebten. Die Haie, die ganz oben in der schulischen Hierarchie schwimmen.
In Neustadt-Hausen werden sie „Goldkinder“ genannt. Aber nicht alles, was glänzt, besteht auch aus Gold und die Protagonisten müssen so einige Tücken meistern.
Das hört sich sehr gut an und ja, jeder kennt sie irgendwie.
Wie viel Zeit hat dieses Projekt bisher für sich beansprucht? Wenn ich mich richtig entsinne, hast du hier alles genauestens durchdacht und nichts dem Zufall überlassen wie Stundenpläne, Buslinien etc.
Puh, ich sitze seit September 2011 an der Story (wenn man die Urversion mitzählt) und das sind schon 9 Jahre. Ich würde also sagen: Viel Zeit :D
Das ist wirklich eine lange Zeit. Hast du hier einen oder mehrere Lieblingscharaktere?
Ich glaube, es wäre leichter zu sagen, wen ich nicht mag, und selbst da könnte ich keine Namen nennen :D Es gibt neben den Protagonistinnen einige Charaktere, die ich sehr gern habe. Hannah Fischer zum Beispiel, oder Aleksander Tschaikowsky. Ich glaube, vor allem deshalb, weil sie beide auch in der Urversionen ihren festen Platz mit eigenen Handlungssträngen hatten. Oder auch Dante van Holland, weil er mir einfach Leid tut.
Findet man dich in deinen Charakteren wieder? Einzelne Eigenschaften oder mehrere? Möchtest du uns verraten was und bei wem?
Ich glaube, jeder Autor gibt irgendetwas an seine Charaktere weiter, und sei es nur eine winzige Allergie oder ein Wunschtraum oder irgendeine andere Kleinigkeit.
Meine Freunde sagen oft, dass sie beim Lesen Emma mit mir verbanden, was vom Aussehen her auf jeden Fall stimmt. Ich glaube aber, dass Emma eher so ist, wie ich gerne gewesen wäre. So, wie sie in manch einer Situation handelt, wünschte ich mir, hätte ich gehandelt. Charakterlich kommt mir demnach wohl Isabel am nächsten.
Gestern, am 25.05.20, erschien Band 4 der Reihe. Ist das der finale Band oder dürfen wir uns noch auf weitere Bücher freuen?
Es sind noch mindestens 2 weitere Bände geplant, die dann im Jahresrhythmus erscheinen sollen, also immer im Mai. Vielleicht werden es auch noch 3 Bände, das kommt ganz darauf an, wie gut ich die Reihe zu einem verdienten Ende bringen kann. Aber mehr als das werden es nicht.
Verrätst du uns ein Zitat aus Band vier?
Atmen.
Das war die Hauptsache.
Atmen, ganz egal, wie sehr deine Brust auch schmerzte. Ganz egal, wie sehr sich dein Herz bei jedem Atemzug auch zusammenziehen mochte.
Und dann einen Schritt vor den anderen. Nicht zu viel machen. Nicht zu schnell.
Mein Körper war nur noch eine Hülle, die sich sperrig bewegen ließ, wie ein altes, schweres Möbelstück, welches man nicht wegschmeißen wollte, weil es einen an schöne Nachmittage bei der Großmutter erinnerte.
Hin und wieder lächeln. So machten sie sich weniger Sorgen. Du durftest die Frage, wie es dir ginge, niemals nicht beantworten, aber „Ich bin müde“ war stets eine zufriedenstellende Antwort.
Die Wahrheit würden sie nicht ertragen.
Und waren wir ehrlich, die Wahrheit konntest du selbst auch nicht ertragen.
Das hört sich irgendwie böse an... Und spannend. Arbeitest du zur Zeit noch an anderen Projekten?
Klaro :) Sogar an mehreren :D
Darf man fragen, worum es geht?
Zum Hanghuhn Projekt kann ich auf jeden Fall schon etwas sagen! Das ist ein Künstler-Projekt, in dem ein Artbook gestaltet wird. Drei Künstler malen, ich steuere die Texte dazu. Das war auf jeden Fall mal etwas komplett anderes und hat richtig viel Spaß gemacht!
Da bin ich jetzt schon gespannt drauf. Welche Genres liest du selber gerne?
Thriller, Fantasy oder irgendetwas, das Dramatisch ist. Irgendwas davon :D
Gibt es Dinge, sie dich an Büchern beim Lesen stören?
Love-Triangel oder wenn eine Geschichte vor Klischees nur so strotzt.
Vielen Dank, Tatjana, für dieses tolle Interview und dass du dich meinen Fragen gestellt hast.
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